Steph Winzen musizierte von frühester Kindheit an. In ihrem familiären Umfeld war Musik allgegenwärtig. Beide Eltern sind bis heute im Chor aktiv, der Vater spielte mehrere Musikinstrumente. Im dörflichen Musikverein in der bayrischen Heimat begann Steph Winzen im Alter von 10 Jahren das Flügelhorn zu spielen. Aber erst zehn Jahre später sollte sie zum Saxophon kommen. Dazwischen schloss sie die Schule und eine Berufsausbildung ab. Als Technische Zeichnerin war sie zehn Jahre tätig, bevor die Musik und das Saxophonspielen mehr und mehr ihren Lebensinhalt bestimmten. In dieser Zeit wirkte Steph Winzen bei verschiedensten Tanz-, Rock- und Bigbands mit, bei denen sie erste Bühnenerfahrungen sammelte.
Die Begeisterung für die Musik und die Faszination für das Instrument führten dazu, dass Steph Winzen 2004 zum Leidwesen dem Widerstand ihrer Familie die Sicherheit der bäuerlich geprägten Heimat und das Zeichenbrett endgültig verließ, um ein Saxophonstudium an der Universität Mainz aufzunehmen. „Mit dem ersten Ton auf dem Saxophon fand ich meine innere Stimme. Sämtliche Gefühle lassen sich damit ausdrücken, Kraft, Schmerz, Trauer und alles, was dazwischen liegt. Ich wollte lernen all die Facetten des Instrumentes auszuschöpfen.“, so die Musikerin über die Wahl ihres Instrumentes.
Von traditioneller Blasmusik und der Popmusik der 80er ist ihre Kindheit geprägt. Nachdem sie die Musik George Gershwins für sich entdeckt hatte, kam sie zum Jazz. Erst das Musikstudium eröffnete Steph Winzen die Welt der klassischen Musik. Sie studierte bei den renommierten Saxophonistinnen Linda Bangs-Urban und Wardy Hamburg an der Mainzer Musikhochschule. 2009 schloss sie dort mit einem Diplom als Musiklehrerin ab, 2011 folgte das Diplom zur Orchestermusikerin.
Heute sagt sie: „Das Wichtigste als Musikerin ist es, offen zu bleiben, alles auszusprobieren und allem eine Chance zu geben. So ergeben sich ganz neue Möglichkeiten und auch neue Inspirationen.“ Steph Winzen wandert scheinbar mühelos zwischen den verschiedenen Genres und Instrumenten der Saxophonfamilie. Sie spielt alle Baugrößen vom Bass- bis Sopraninosaxophon. Außerdem spielt sie Klarinette, Querflöte und singt.
Für ein Genre entscheiden kann sie sich nur schwer. „Vielfalt ist immer eine Bereicherung“, ist ihre Devise, „ob kulturell, gesellschaftlich oder am kalten Buffet. Zu Mozarts Zeiten gab es die Unterteilung in E- und U-Musik nicht. Und als das Saxophon erfunden wurde, existierte der Jazz noch gar nicht.“, sagt sie. Ihr ist vor allem die Aussage der Stücke wichtig.
Heute gehören alle wichtigen Saxophonkonzerte, wie z.B. von Ibert, Glazunow, Villa-Lobos und Larsson zu ihrem Repertoire. Eine besondere Liebe verbindet sie mit der Musik Astor Piazzollas. „Eine Musik der Extreme, die sich aber jedem erschließt. Piazzollas Musik ist für mich wie ein Sog.“ Aber auch auch unbekannten Komponisten gegenüber ist sie aufgeschlossen und freut sich Neues kennen zu lernen und aufzuführen.
Das bereits im Studium begonnene kammermusikalische Schaffen setzt Steph Winzen bis heute fort. Unter anderem spielt sie Konzerte mit dem großartigen Pianisten des HR-Sinfonieorchester Fritz Walther.
Auch dem Jazz ist sie treu geblieben: im Saxophonquartett „Mainz 04“ spielt sie seit 2004 das Baritonsaxophon. In der Darmstädter Magicsound-Bigband ist sie seit 2005 im Einsatz. Mit einem Saxophonduo spielt sie ein breites Repertoire von Barock über Jazz bis Pop.
2016 veröffentlichte Steph Winzen beim Mainzer ARE-Verlag eine Solo-CD mit zeitgenössischer Musik, im selben Jahr erschien die Live-CD ihres Saxophonquartetts mit Jazz, Swing und Rock. Konzerte und Studioaufnahmen führten sie bisher nach England, Griechenland, Spanien, Frankreich und Italien. Auch Popmusik betreibt die Saxophonistin sozusagen immer noch hobbymäßig und spielt zusammen mit einem DJ bei exklusiven Veranstaltungen. Außerdem organisiert Steph Winzen die Daniel-Honsack-Gedächtniskonzerte in Biebrich und Naurod.
Ein weiteres Betätigungsfeld ist das Musizieren in verschiedenen Symphonie- und Symphonischen Blasorchestern. Dort wird sie gerne als Solistin oder als Dozentin für deren Probenphasen gebucht. Überhaupt spielt das Unterrichten eine wichtige Rolle in Steph Winzens Arbeit. Ihre Freude am Musizieren und das Verständnis von Musik als Sprache zu vermitteln ist ihr ein großes Anliegen: „Ich glaube erst Musik macht uns zum Menschen. Sie zeigt uns alle Höhen und Tiefen, nicht nur im Wortsinn. Sie lehrt uns Achtsamkeit, Beharrlichkeit und Vieles mehr. Dinge, die auch im Alltag und im Zusammenleben eine immens große Rolle spielen.“ Seit dem Jahr 2010 hat Steph Winzen einen Lehrauftrag für Saxophon am Peter-Cornelius-Konservatorium der Stadt Mainz, wo 2018 auch der Studiengang klassisches Saxophon mit ihr als Hauptfachdozentin eingerichtet wurde.
2013 gründete Steph Winzen das Mainzer Saxophonorchester aus fortgeschrittenen Amateursaxophonisten, viele davon sind Schüler der Saxophonistin. Steph Winzen überzeugte ihre ehemalige Mentorin Linda Bangs-Urban, das Orchester aktiv mit zu gestalten. Zweimal jährlich finden unter ihrer Anleitung intensive Probenphasen statt, die für alle interessierten Saxophonisten offen stehen.
2017 wurde Steph Winzen zur Mainzer Stadtmusikerin ernannt und 2019 war sie Schirmherrin für das Instrument des Jahres Saxophon in Rheinland-Pfalz.